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Die ganz Gesundheitsbewussten räkeln sich morgens aus dem Bett, hinein in ihre Laufschuhe und trinken vor dem Spurt das obligatorische Glas Wasser. Für viele ist allerdings der Morgenkaffee das erste Getränk. Dabei überzeugt nicht nur der Geschmack, sondern es wird auch die muntermachende und leistungssteigernde Wirkung von Kaffee geschätzt. Schmeckt gut, tut gut – doch wie gut sind Getränke wie Kaffee und Co. für unsere Flüssigkeitsbilanz wirklich?

Der Mensch sollte täglich ca. 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.

Lange Zeit gängige Meinung war, dass Kaffee nicht zur Flüssigkeitsversorgung des Körpers beiträgt, sondern aufgrund der diuretischen Wirkung des Koffeins einen zusätzlichen Flüssigkeitsverlust verursacht.

Koffein in Tee, Kakao und Kaffee

Koffein oder 1,3,7-Trimethylxanthin ist die weltweit am häufigsten konsumierte pharmakologisch aktive Substanz. Das Purin-Alkaloid Koffein gehört derselben Wirkstoffklasse an wie das Theophyllin im Tee und das Theobromin im Kakao, wobei Tee und Kakao einen besseren Ruf genießen als Kaffee. Koffein findet man in Blättern, Samen oder Früchten vieler Pflanzenarten. Den höchsten Gehalt haben hier der Teestrauch, der Kaffeestrauch und der Matestrauch.

Durch Koffein wird das Zentrale Nervensystem stimuliert, man wird wacher, ist aufmerksamer und kann sich besser konzentrieren. Abbauprodukte des Koffeins können die Blutgefäße erweitern, das Theobromin erhöht das Urinvolumen. Hieraus ergab sich die Praxis, Kaffee nicht der täglichen Trinkmenge hinzuzurechnen. Studien haben allerdings gezeigt, dass sich die Wirkung von Kaffee auf den Flüssigkeitshaushalt kaum von der von Wasser unterscheidet. Trinkt man Kaffee, scheidet man demnach bis zu 84 Prozent der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge im Laufe des Tages wieder über den Urin aus.

Trinkt man hingegen Wasser, liegt die Ausscheidungsmenge bei 81 Prozent. Kaum ein Unterschied. Die durch das Koffein kurzfristig gesteigerte Filterfunktion der Nieren, die zu der vermehrten Harnausscheidung führt, kehrt recht schnell wieder auf Normalniveau zurück.

Der Morgenkaffee kann also bedenkenlos zur Flüssigkeitsbilanz hinzugerechnet werden, und gerne auch noch das eine oder andere Tässchen mehr. Denn Kaffeetrinken hat neben der Flüssigkeitszufuhr für den Körper und einem wacheren Kopf noch weitere Vorteile zu bieten.

 

Trendiges Thema: Der Säure-Basen-Haushalt

Neuerdings wird in Lebensmitteln und Getränken nicht nur nach versteckten Kalorien, Fetten und Schlechtem für den Cholesterinspiegel gefahndet. Es ist muss jetzt auch der Säure-Basen-Haushalt sein, der aus dem Gleichgewicht geraten könnte.

Die in der Basenfraktion zu findenden Kaffeegegner haben durchaus Argumenten, die gegen Kaffee als Getränk sprechen. Kaffee enthält Chlorogensäure, die eine schwache Säurewirkung hat und bei empfindlichen Personen Sodbrennen und Reizungen des Magen-Darm-Traktes hervorrufen kann. Allerdings ist die Chlorogensäure auch für einen Teil der gesundheitsfördernden Wirkung des Kaffees verantwortlich. Sie ist ein Antioxidans und schützt vor freien Radikalen.

Testet man den Urin, nachdem man Kaffee getrunken hat, zeigt ein PH-Indikatorpapier an, dass der Urin vermehrt Säure enthält. Hieraus wurde vorschnell geschlossen, Kaffee verursache ein saures Milieu im Körper. Genau das Gegenteil ist der Fall. Trinkt man Kaffee, hilft dies dem Körper, vermehrt bereits vorhandene Säuren auszuscheiden. Kaffee ist daher wie Grüntee oder Gemüse ein wertvoller Basenspender.

 

Kaffee und Krankheiten

Bei Gicht galt Kaffee lange Zeit als Problem, da das enthaltenen Koffein strukturelle Ähnlichkeit mit Purin hat. Dieses wird für den Zellaufbau benötigt. Inzwischen weiß man jedoch, dass Koffein im Körper nicht zu Harnsäure verstoffwechselt wird. Im Gegenteil gibt es inzwischen sogar Studien, die einen positiven Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und der Ausscheidung von Harnsäure beschreiben. Damit wird heute selbst im Rahmen von Ernährungstherapien bei Gicht Kaffee als Getränk erlaubt. Studien belegen mittlerweile sogar, dass Kaffee das Erkrankungsrisiko für Gicht verringern kann.

 

Kaffee ist nicht alles

So könnte zwar auf das Glas Wasser nach dem Espresso zum Ausgleich des vermeintlich sauren Milieus oder zur „Verdünnung“ der Harnsäure verzichtet werden. Allerdings handelt es sich bei Kaffee nach wie vor um ein Genussmittel, das zwar mit bilanziert werden darf und in Maßen genossen gesundheitsförderlich sein kann. Seinen täglichen Flüssigkeitsbedarf deckt man aber besser trotzdem nicht ausschließlich mit Kaffee.

Wer am Morgen gerne etwas Warmes im Bauch hat oder zwischendurch Energie benötigt, hat vielerlei Möglichkeiten.

 

Alternativen am Morgen

Wasser als optimales Transportmittel für alle Vorgänge im Körper kann auch heiß mit einem Schuss Zitrone und einem Löffel Honig verfeinert getrunken werden. Zudem gibt es verschiedene Teesorten, die keine Stimulanzien enthalten. Kräutertees werden mittlerweile für jedes Zipperlein und jedweden Gemütszustand angeboten, sind wohlschmeckend und berühren durch ihren oft angenehmen Duft nicht nur den Gaumen. Früchtetees sind eher erfrischend und können durchaus noch einen Teil der Vitamine und Mineralien enthalten, die man in den jeweiligen Früchten findet. So enthält Beispielsweise Hagebuttentee so viel Vitamin C, dass er sogar durch Aufbrühen seine arzneiliche Wirksamkeit nicht verliert

Mag man es etwas deftiger und braucht den Kick, der munter macht, kann man zum Trendgetränk des Großstädters greifen. Die Knochenbrühe. Marketingwirksam als neues Schönheitselexir und gesundheitlicher Tausendsassa propagiert, soll sie auch munter am Morgen machen. Dass Suppe müde Lebensgeister munter macht, wusste man früher schon. „Bone Broth“ bringt also nichts Neues, schmeckt trotzdem und verschafft dem Körper ganz nebenbei noch einen Flüssigkeitsbonus.

 

Die Vielfalt macht´s

So unterschiedlich die Geschmäcker sind, sind auch die Möglichkeiten, seinen Körper ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen. Das Hauptaugenmerk sollte dabei auf Wasser liegen. Es ist preiswert, kalorienfrei und überall verfügbar. Außerdem wird es für nahezu alle Körperfunktionen benötigt. Wem nach mehr Geschmack oder Inhalt ist, darf auch zu Kaffee greifen – dieser hat mittlerweile seinen schlechten Ruf verloren und gilt auch im Rahmen der Flüssigkeitsbilanzierung als Getränk. Dennoch ist Kaffee auch Genussmittel und nicht geeignet, den kompletten Tagesbedarf an Flüssigkeit von 1,5 bis 2 Liter zu decken. Dann doch lieber Früchte- oder Kräutertee, und will man besonders hip sein, auch mal eine Knochenbrühe.

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