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Schneller, höher, weiter, länger… Nein, es geht nicht um ein Doping für sportliche Höchstleistungen, sondern um ein alltägliches Aufputschen mit Energydrinks. Ein ALLTAGSDOPING sozusagen, für alle die sich nicht ausgeschlafen, müde oder überarbeitet fühlen. Und das ist in Deutschland nahezu die Hälfte aller Arbeitnehmer. Gemäß einer aktuellen Studie im Rahmen des DAK-Gesundheitsreports sind 43 % der Beschäftigten am Arbeitsplatz müde. 31 % klagen über eine regelmäßige Erschöpfung. Der Griff zur Dose mit gemixtem Koffeinwasser ist schnell und einfach. Doch was geben diese Getränke dem Körper wirklich?

Cooles Outfit macht keinen Durstlöscher

Ursprünglich richteten sich Energydrinks vornehmlich an die Zielgruppe der 18 bis 24-Jährigen. Real werden sie aber immer häufiger auch von gestressten jungen Eltern und körperlich Überforderten jeglicher Altersstufen konsumiert. Auch wenn die coolen Dosenoutfits besonders gut beim Partymachen, Abtanzen oder online-Zocken ankommen, nach einem klaren, wachen Kopf sehnen sich viele Menschen in einem immer schneller werdenden Lebensumfeld. Rund 2,87 Millionen Menschen, ab einem Alter von 14 Jahren, konsumierten 2017 mehrmals pro Woche Energydrinks.

Diese Zahl spricht für sich. Eine Getränkekategorie, die weiterhin auf dem Vormarsch ist. Die durch ihren Konsum, geeignete gesunde Durstlöscher, wie Trink- und Mineralwasser, verdrängt. Eine Getränkekategorie, die mit ihrem Chemiemix auf Wasserbasis gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Vor allem, wenn Energydrinks häufig oder in kürzester Zeit in großen Mengen getrunken werden, zeigt dies im Körper schnell negative Wirkungen.

Energydrinks zum Aufputschen: Was ist zu viel?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ein klares Statement zu Energydrinks: Für Personen, die empfindlich auf Koffein reagieren, für Schwangere, Stillende und Kinder sind sie grundsätzlich nicht geeignet. Das Lebensmittelrecht sieht in den letzten Jahren einen entsprechenden Warnhinweis auf der Getränkeverpackung vor. Die Rezepturen variieren je nach Hersteller und Produkt. Für folgende Zutaten gibt es rechtlich maximal erlaubte Mengen:

Höchstwerte in Energydrinks:

Koffein                               320 mg pro Liter

Taurin                            4.000 mg pro Liter

Glucuronolacton          2.400 mg pro Liter

Inosit                                 200 mg pro Liter

Nicht alle vier Zutaten sind grundsätzlich in einem Energiedrink enthalten. Aber sie könnten es. Zusätzlich tummeln sich unterschiedliche Zuckerarten in meist hohen Mengen, Süßstoffe, Aromen, Farbstoffe und Pflanzenextrakte in klassischen Produkten dieser Art. Gerade künstliche Farbstoffe sind für Allergiker bedenklich. Der Zusatz von zahlreichen Vitaminen soll den Getränken ein positives Image bereiten. Allerdings sind dies nicht Vitamine, die natürlich in einer der Zutaten vorkommen, sondern die künstlich erzeugt und zugesetzt werden. Für den einen oder anderen Verbraucher, der sich extrem vitaminarm ernährt, könnte dies attraktiv erscheinen.

Koffein, der Wachmacher

Koffein als Leistungsbringer könnte ebenso über Kaffee aufgenommen werden. Eine herkömmliche Dose eines Energydrinks mit 250 ml enthält meist 80 mg Koffein. Die gleiche Menge wird in etwa durch eine übliche 150-ml-Tasse frisch aufgebrühten Kaffee erreicht.

Der Wachmacher Koffein regt das zentrale Nervensystem und die Produktion des Hormons Noradrenalin in den Nebennieren an. So kann der Blutdruck ansteigen und das Gehirn besser durchblutet werden. Doch bei Personen, die empfindlich auf Koffein reagieren, kann es schnell zu Schwindelgefühlen oder Herzrasen kommen. Während eine moderate Menge Koffein noch die Konzentration verbessert, kann ein übermäßiger Koffeingenuss zu Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit oder innerer Unruhe führen.

Fachleute sehen, bei gelegentlichem Verzehr, 320 mg Koffein über den Tag verteilt für gesunde Erwachsene als unbedenklich an.

320 mg Koffein entsprechen vier Dosen eines herkömmlichen Energydrinks. Doch Energydrinks enthalten mehr kritische Zutaten als nur das aktivierende Koffein.

Körpereigene Säure Taurin

Aminoethylsulfonsäure so lautet der biochemische Name von Taurin. Taurin ist in nahezu allen konventionellen Energydrinks zu finden. Im Eiweißstoffwechsel stellt der Körper beim Abbau von schwefelhaltigen Aminosäuren selbst Taurin her. Als Bestandteil von anderen Säuren ist es auch am Fettstoffwechsel beteiligt. Der menschliche Körper synthetisiert am Tag bis zu 125 mg Taurin. Die Wirkungsweisen von Taurin im Gehirn oder als Koffeinverstärker werden kontrovers diskutiert. Eine körperliche Leistungssteigerung allein durch Taurin, unabhängig von einer Koffeinzufuhr, konnte bisher nicht wissenschaftlich fundiert nachgewiesen werden.

Glucuronolacton zur Entgiftung

In vielen herkömmlichen Energydrinks ist die sogenannte Glucuronsäure, in Form von Glucuronolacton, als Zutat enthalten. Diese Zutat wird nicht als Muntermacher, sondern zum Entgiften zugesetzt. Glucuronsäure ist in der Tat an Entgiftungsprozessen in der Leber mit beteiligt. Bei genauerer Betrachtung des Stoffwechsels ist allerdings festzustellen, dass sie bei gesunden Menschen im Körper in ausreichender Menge synthetisiert wird. Eine Zugabe durch ein Getränk ist daher für normale Stoffwechselprozesse nicht notwendig.

Stimmungsmacher Inosit   

Inosit wird meist in Form von Myo-Inositol verwendet. Die vitaminähnliche Substanz Inositol kann vom Körper selbst hergestellt werden. Sie hat eine positive Auswirkung auf die Stimmungslage. Daher ist sie in Energydrinks für Menschen, die sich überfordert fühlen, durchaus interessant. Die Forschung beschäftigt sich gegenwärtig mit der Auswirkung von Inositol auf Depressionen, Angststörungen und die Gehirntätigkeit.

Energydrinks ernährungsmedizinisch nicht empfehlenswert

Ein Energydrink bringt den Körper, ähnlich wie die Beschleunigung eines Rennwagens, von Null auf Hundert. Der Körper gerät durch die enthaltenden Stoffe in einen aufgeputschten Ausnahmezustand. Doch danach, ähnlich wie wenn das Benzin des Wagens ausgeht, kommt der Körper auch unsanft zum Stillstand und bräuchte erneut einen Kick, um sich wieder wach und aktiv zu fühlen. So kann es schnell zur Gewöhnung an Energydrinks als Muntermacher kommen.

Der chemische Cocktail aus Koffein, Taurin, Glucuronolacton und Myo-Inositol ist aber vor allem bedenklich, da die Kombination aller Stoffe in größeren Mengen in ihren Wechselwirkungen nicht hinreichend erforscht ist. Auch der gleichzeitige Konsum von Alkohol mit Energydrinks stellt für den Körper eine Belastung dar. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist auf Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen und sogar Todesfälle in einem möglichen Zusammenhang mit dem übermäßigen Konsum von Energiedrinks und Alkohol oder ausgiebigem Sport hin. Hier besteht eindeutig noch Forschungsbedarf, solange sich die belebenden Kunst-Produkte in den Regalen tummeln.

Besser Energydrinks in Bio-Qualität

In den letzten Jahren gibt es Alternativen zu herkömmlichen Energydrinks in Bio-Qualität. Diese Produkte dürfen laut Gesetz die meisten der chemischen Zutaten nicht enthalten.

Sie sind meistens mit natürlichem Guarana als Koffeinquelle versetzt. Auf künstliche Süßstoffe, Farbstoffe und Aromen wird ganz verzichtet. Allein dies macht die Produkte für den Stoffwechsel einfacher nutzbar. Die meisten Zutaten der ökologischen Energydrinks sind ernährungsphysiologisch unbedenklich. Zuckerstoffe kommen natürlich in allen Erfrischungsgetränken vor. Und auch bei Bio-Drinks sollte die tägliche Zufuhrgrenze für Koffein eingehalten werden. Ein weiteres Plus dieser Produkte: Meistens werden sie in umweltverträglicheren Verpackungen wie Glasflaschen oder Verbundkartons angeboten. Anders als die herkömmlichen Energydrinks in klassischen Dosen.

Keine Durstlöscher

Für gesunde Erwachsene, die sich an die maximale Verzehrmenge von Energydrinks halten, ist der gelegentliche Genuss ernährungsphysiologisch tolerierbar. Die Langzeitwirkung von vielen Zusatzstoffen und deren Kombination ist allerdings noch nicht hinreichend erforscht. Geeignete Durstlöscher sind Energydrinks nicht. Das kurze Hoch durch die Energie der Zuckerstoffe und aufputschenden Zutaten versetzt den Körper in einen Ausnahmezustand. Dieser kann nach dem Abbau aller Stoffe in ein körperliches Tief umschlagen. Eine Gewöhnung an Energydrinks sollte daher vermieden werden. Als Durstlöscher sind grundsätzlich Wasser oder Tee vorzuziehen. Wasser wird zudem dringend für die Verstoffwechslung der im Energydrink enthaltenden Stoffe benötigt.

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